Eine neue Metaanalyse untersucht die Daten aus 152 randomisierten dreiarmigen Studien, in denen medizinische Therapien (unterschiedlichste Therapien, darunter neben konventionellen auch komplementärmedizinische Therapien) gegen Placebos und gegen keine Therapie verglichen wurden.
Insgesamt wurden in diese Metaanalyse mehr als 12.000 Patienten eingeschlossen.
Werden die Effekte von Placebos gegen keine Therapien mit den Effekten von Therapien gegen keine Therapien miteinander verglichen, weisen Placebos und Therapien ähnliche Effektstärken auf. Dies gilt insbesondere für stetige Merkmale (continuous outcomes). Ein Merkmal ist stetig (kontinuierlich), wenn sich in einem beschränkten Intervall der reellen Zahlen unendlich viele Ausprägungen (überabzählbar viele) befinden. Dies betrifft viele Messwerte, die insbesonder subjektiv erfragt werden, z.B. die Intensität von wahrgenommenen Schmerzen auf einer Skala von 0-100 mm (Visuelle Analogskala). Für Studien mit binären Merkmalen (z.B. ja/nein oder krank/gesund) konnte ein Unterschied zwischen den Wirkungen von Therapien und Placebos gezeigt werden.
Das ernüchternde Resultat: Die Medizin ist in der Summe der Fälle nicht viel besser wirksam als Placebointerventionen.
Das ermutigende Resultat: Mit Placebos kann man ähnlich gute Therapieeffekte erzielen wie mit “echten” Therapien.
Verliert nun die Medizin an Evidenz oder gewinnt das Placebo an Evidenz?