Nanopartikel und homöopathische Arzneiherstellung

Teil 2 der Serie zum ‘Nanoparticle-Cross-Adaption-Sensitization Model’ von Iris Bell

(Teil 1, Teil 3)

Es wäre schon ein Treppenwitz der Medizingeschichte sollte sich in weiteren Untersuchungen bestätigen, dass bei der homöopathischen Arzneiherstellung tatsächlich Nanopartikel entstehen.
Frau Bell ist davon überzeugt, sie zieht auf der Basis der Studien von Chikramane, in denen in homöopathisch zubereiteten Substanzen Nanopartikel der Ausgangssubstanz gefunden wurden, Parallelen zwischen dem was Hahnemann in seinen Angaben zur Arzneizubereitung beschreibt und was heute bei der Herstellung von Nanopartikeln geschieht.
Bei der homöopathischen Arzneizubereitung werden die Ausgangssubstanzen entweder von Hand oder mit Maschinen unter Zugabe einer definierten Menge Milchzucker bis zur C3 verrieben, bei Pflanzen kommen auch Urtinkturen als Lösungen zum Einsatz. Anschließend erfolgt die stufenweise Verschüttelung der als Lösung aufbereiteten C3 Potenz bis zur gewünschten Potenzstufe.
Bei den modernen Herstellungsverfahren von Nanopartikeln gibt es grundsätzlich zwei verschiedenen Methoden: Beim „Top- Down“ (von oben nach unten) Verfahren werden durch Mahlprozesse die Ausgangsmaterialen bis auf Nanopartikelgröße (Zumindest in einer Dimension < 100 nm) verkleinert, beim „Bottom- Up“ (von unten nach oben) Verfahren durch chemische Prozesse gezielt aus Atomen bzw. Molekülen komplexere Strukturen aufgebaut.

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Herstellungsverfahren von Nanopartikeln. Quelle: (2)

Beim „Top- Down“ Verfahren kommen Hochenergie- Kugelmühlen, manchmal auch zusätzlich chemische Verfahren zur Anwendung. Die Mühlen sind rotierende Trommeln, die mittels Kugeln die Ausgangssubstanz verkleinern. Sie sind für metallische und keramische Nanomaterialen geeignet und die gröbere Form der Herstellung, die Partikelform ist kaum zu kontrollieren, die Verteilung der Partikelgröße groß. Frau Bell, die sich auf das „Top-Down“ Verfahren bezieht, geht davon aus, dass diese Diversität der Partikelgröße auch in homöopathischen Arzneien auftritt. Dies sei ein möglicher Grund für so unterschiedliche Wirkungen von gleichen Potenzen homöopathischer Substanzen in der Grundlagenforschung, da bereits kleine Unterschiede der Form unterschiedliche Eigenschaften zur Folge haben können.

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„Top-Down“ Herstellung von Nanopartikeln.
Quelle (2)

Nanopartikel unterscheiden sich laut Bell durch ihre im Vergleich zum Volumen relativ große Oberfläche von der Ausgangssubstanz in Bezug auf ihre mechanischen, chemischen, optischen, thermischen, elektrischen, magnetischen, biologischen und Quanteneigenschaften. Sie würden leicht andere Nanopartikel absorbieren, aber auch Substanzen wie Kräuter, Arzneien, DNA und Proteine auf ihrer Oberfläche, was in der modernen Nanotechnologie ein vielfältiges Verwendungsspektrum zur Folge hat.

Sie könnten leicht biologische Membranen durchdringen und dadurch in Zellen in allen Körperbereichen gelangen. Dies würde eventuell erhebliche Dosisreduktionen bei Arzneien, Kräutern, Nahrungsmitteln oder Impfungen ermöglichen. Silikate, die in wässrigen homöopathischen Lösungen aus Glasherstellung vorhanden sind, seien zudem ein herkömmliches Material um als Nanopartikel ein Vehikel für Arzneien zu bilden.

Frau Bell zitiert in Bezug auf das oben dargestellte den § 269 des Organons von Hahnemann in einem ihrer Artikel, was wir hier in Auszügen auch tun möchten:
„Die homöopathische Heilkunst entwickelt … – durch eine ihr eigentümliche, bis zu meiner Zeit unversuchte Behandlung – die inneren, geistartigen Arzneikräfte der rohen Substanzen bis zu einem früher unerhörten Grad. … Diese merkwürdige Veränderung der Eigenschaften der Naturkörper geschieht durch mechanische Einwirkung auf ihre kleinsten Teile – durch Reiben und Schütteln-, während sie durch Dazwischentreten einer indifferenten Substanz trockener oder flüssiger Art voneinander getrennt sind. Sie entwickelt die latenten dynamischen … Kräfte, die vorher unmerklich, wie schlafend in den Naturkörpern verborgen waren …“ (1)
Fazit für diesen Teil des Models von Bell wäre aus unserer Sicht, dass durchaus Parallelen zwischen homöopathischer Arzneiherstellung und dem „Top-Down“ Verfahren der Nanopartikelherstellung vorliegen, ohne die technischen Details beurteilen zu können. Es wäre wünschenswert, dass weitere Untersuchungen sich mit der Frage des Auftretens von Nanopartikeln in homöopathischen Arzneien beschäftigen.
Im nächsten Beitrag zum Thema wird der Frage nachgegangen, wie die geringe Menge der Nanopartikel der Ausgangssubstanz in homöopathischen Arzneien in einer therapeutischen Art und Weise wirken könnten.

Literatur

(1) Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst. Neufassung mit Systematik und Glossar von Josef M. Schmidt. Elsevier Verlag, München 2003
Abbildungen und Infos zum Nanopartikel Herstellungsverfahren aus:
(2) Raab, C et al.: Herstellungsverfahren von Nanopartikeln und Nanomaterialien. nano trust dossiers. 6, Nov. 2008 
Zu den Artikeln von Bell und Chikramane siehe Literatur von Teil 1

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